Wenn zwei Menschen freiwillig ein Geschäft abschließen, dann darf man davon ausgehen, dass es zu beiderseitigem Vorteil ist. Wir betrachten ein plastisches Beispiel: den Kauf einer Tasche. Beteiligte Personen sind eine Kundin und der Hersteller der Tasche. Um die Überlegungen so einfach wie möglich zu halten, nehmen wir an, dass wir über zwei Informationen verfügen, die man normalerweise nicht so ohne Weiteres beobachten kann. Wir unterstellen, dass wir die Zahlungsbereitschaft der Kundin und den Reservationspreis des Herstellers kennen. Wie im Bild zu erkennen ist, betragen diese 30 und 20 Euro.
Bei der Zahlungsbereitschaft handelt es sich um den Betrag, den die Kundin maximal für die in Frage stehende Tasche bezahlen möchte. Bei einem höheren Preis - und sei es nur ein Cent - hätte sie zwar noch Freude an der Tasche an sich, aber nicht am Geschäft insgesamt. Der Kundin ist die Tasche 30 Euro wert.
Der Reservationspreis (auch Vorbehaltspreis genannt) ist der Betrag, den der Anbieter mindestens erzielen muss, damit er durch das Geschäft keinen Verlust erleidet. Zu jedem höheren Preis ist er bereit, die Tasche zu verkaufen. Bei einem geringeren Preis würde er keine Taschen mehr produzieren wollen.
Kommt in unserem Beispiel ein Geschäft zustande?
Das kommt ganz auf den Taschenpreis an, den wir noch nicht kennen. Dieses Geschäft käme nicht zustande, wenn der (Markt-)Preis über 30 oder unter 20 Euro läge. Im ersten Fall wollte die Kundin nicht kaufen, im zweiten käme kein Angebot zustande.
Liegt der Preis für eine Tasche der abgebildeten Art jedoch zwischen 20 und 30 Euro, können Kundin und Hersteller ein Geschäft zu beiderseitigem Vorteil abschließen. Liegt der Marktpreis zum Beispiel bei 23,50 Euro, dann erzielt der Verkäufer einen Gewinn in Höhe von 3,50 Euro und die Kundin spart im Vergleich zu ihrer Zahlungsbereitschaft 6,50 Euro. Die Vorteile, die die Tauschpartner haben, lassen sich also in Geldeinheiten messen (sogenannte "Renten" - was uns aber hier nicht weiter interessieren soll). Wir können somit ausrechnen, welchen Gegenwert das Geschäft für alle Beteiligten hat. Offensichtlich handelt es sich immer um die Differenz zwischen Zahlungsbereitschaft und Reservationspreis, im Beispiel also um 10 Euro. Je nach dem, wie hoch der Preis liegt, wird der Vorteil zwischen den Tauschpartnern natürlich unterschiedlich aufgeteilt.
Wir wissen nun, dass der Taschenkauf in unserem Beispiel Hersteller und Kundin Vorteile bringt. Und wenn die beiden dieses Geschäft abschließen, dann berührt das Sie und mich und andere überhaupt nicht. Es wird uns vollkommen gleichgültig sein, ob da eine Tasche verkauft wird oder nicht. Wenn die beiden betrachteten Personen einen Vorteil aus dem Geschäft ziehen und zugleich niemand einen Nachteil dadurch erfährt, dann ist das Geschäft für die Gesellschaft von Vorteil.
Ganz so selbstverständlich, wie diese Folgerung auf den ersten Blick scheinen mag, ist sie übrigens nicht. Was wäre denn, wenn der Taschenkauf bei der Nachbarin unserer Kundin Neidgefühle auslöste? Zudem ist der Schluss, dass es der Gesellschaft besser geht, wenn es einem Gesellschaftsmitglied besser geht, zweifelsfrei ein Werturteil. Aber es dürfte auf allgemeine Akzeptanz stoßen. Deswegen wollen wir an dieser Art der Beurteilung des gesellschaftlichen Zustandes "Pareto-Kriterium" festhalten. Der Hersteller hat einen privaten Ertrag, die Kundin hat einen privaten Ertrag, und Dritten entstehen keine Kosten. Eine Aktion, bei nur Erträge und keine Kosten entstehen, bewerten wir als positiv.
Nun ändern wir das Szenario etwas. Bei den Taschen handele es sich um solche aus Krokodilleder. Jede Tasche koste genau ein Krokodil das Leben. Obwohl unseren Gesellschaftsmitgliedern das Leben eines Krokodils an sich vollkommen gleichgültig ist, beginnen sie, sich Gedanken zu machen. Es fällt ihnen auf, dass es immer weniger Krokodile gibt, und es besteht Einigkeit, dass eine der Hauptursachen dafür die Taschenproduktion aus Krokodilleder ist.
Wenngleich niemand Mitleid mit den Krokodilen hat, Emotionen also überhaupt keine Rolle spielen, kommt doch die Vermutung auf, dass ein zu geringer Bestand an Krokodilen das ökologische Gleichgewicht so empfindlich stören könnte, dass letzten Endes auch die Gesellschaft negative Folgen zu erleiden hätte. Da niemand so recht weiß, wie groß diese Schäden werden können, entschließt man sich, eine Expertenkommission einzusetzen, die den Wert der Krokodile für die Gesellschaft bestimmen soll.
Die Kommission legt einen Bericht vor, in dem der entscheidende Satz lautet: "Der Schaden, den die Gesellschaft bei dem derzeitigen Bestand an Krokodilen durch ein getötetes Krokodil erleidet, wird auf 7 Euro geschätzt."
Natürlich gibt es sofort Kritik an dem Gutachten - vor allem von Seiten der Taschenhersteller. Da wir aber über keine bessere Schätzung verfügen, wollen wir annehmen, dass der Schaden, der der Gesellschaft durch ein totes Krokodil entsteht, tatsächlich 7 Euro beträgt. Da dieser Schaden keiner bestimmten Person entsteht, sprechen wir von einem sozialen Schaden oder "sozialen Kosten".
Wie ist unser Taschenkauf bei Berücksichtigung sozialer Kosten zu beurteilen? Keine Frage, wer das Wohl der Gesellschaft im Auge hat, sollte den Taschenkauf weiterhin befürworten. Den privaten Erträgen in Höhe von 10 Euro stehen ja nur soziale Kosten in Höhe von 7 Euro gegenüber. Da die privaten Erträge zugleich natürlich auch gesellschaftlich Erträge sind, können wir einen Nettovorteil in Höhe von 3 Euro für die Gesellschaft verbuchen. Obwohl jetzt also mit eingerechnet wird, dass ein Krokodil für die Tasche sein Leben lassen muss, ist das konkrete Geschäft aus gesellschaftlicher Perspektive weiterhin sinnvoll.
Jedoch ist nicht mehr jeder Taschenkauf zu befürworten, der bisher zustande kam. Erinnern wir uns an den Taschenpreis von 23,50 Euro. Der ändert sich durch die Information, dass Krokodile einen Wert für die Gesellschaft besitzen, zunächst nicht. Auch die Kosten der Herstellung verändern sich nicht. Es ist genau so schwierig wie bisher, ein Krokodil zu erlegen. Und auch die Nachfrage nach Taschen bleibt konstant, da sich die Käufer um tote Krokodile nicht scheren. Bei tausenden verkauften Taschen, was ändert es da, ob ich eine kaufe oder nicht, fragt sich der einzelne potenzielle Käufer und gibt sich die Antwort gleich selbst: Es ändert nichts.
Nun gibt es neben der Kundin, die wir bisher betrachtet haben, aber zahlreiche weitere Käufer von Kroko-Taschen. Und diese besitzen natürlich nicht alle dieselbe Zahlungsbereitschaft. Manchen ist eine Kroko-Tasche viel, anderen eher wenig oder gar nichts wert. Und sicher gibt es auch einen Käufer, dem die Tasche gerade 25 Euro wert ist. Und den wollen wir etwas genauer betrachten. Es handelt sich um Herrn Schulze.
Herr Schulze hat also eine Zahlungsbereitschaft von 25 Euro für die Tasche. Der Hersteller hat Kosten in Höhe von 20 Euro und der Marktpreis liegt bei 23,50 Euro. Beide haben den Bericht in der Zeitung gelesen, dass der Tod eines Krokodils die Gesellschaft mit Kosten in Höhe von 7 Euro belastet. Aber das ändert weder die Zahlungsbereitschaft des Herrn Schulze noch die Produktionskosten des Herstellers. Daher kommt der Taschenkauf zum aktuellen Preis von 23,50 Euro zu beiderseitigem Vorteil zustande. Der Hersteller realisiert einen Gewinn von 3,50 Euro und Herr Schulze spart gemessen an seiner Zahlungsbereitschaft 1,50 Euro.
Dieses Geschäft ist aus übergeordneter Perspektive allerdings nicht mehr sinnvoll. Den privaten Erträgen aus dem Geschäft in Höhe von 5 Euro stehen soziale Kosten in Höhe von 7 Euro gegenüber. Für die Gesellschaft entsteht netto also ein Schaden in Höhe von 2 Euro. Dieser Schaden interessiert Hersteller und Käufer jedoch nicht. Er entsteht ihnen ja nicht persönlich. Sie haben beide einen Vorteil aus dem Geschäft und schließen es daher ab. Wir stellen also fest, dass es Geschäfte gibt, die sich für die direkt Beteiligten lohnen, während sie zugleich der Gesellschaft schaden.
Wie wir feststellen konnten, sind bei Vorliegen des negativen externen Effektes also einige Geschäfte nach wie vor auch aus übergeordneter Perspektive - also vom Standpunkt der Gesellschaft aus gesehen - sinnvoll, andere aber schädlich. Offensichtlich gilt es, die privaten Erträge mit den sozialen Kosten zu verrechnen. Aus gesellschaftlicher Perspektive sollten nur die Geschäfte stattfinden, bei denen die gesamten Erträge die gesamten Kosten übersteigen. Dummerweise kalkulieren die Beteiligten aber nur ihre privaten Kosten und Erträge und lassen die gesellschaftlichen bei ihren Entscheidungen außer Acht.
In unserem Taschenbeispiel sollten zukünftig alle Geschäfte unterblieben, bei denen die privaten Erträge unter den sozialen Kosten liegen, der gesellschaftliche Nettoertrag also negativ ausfällt. Diese Geschäfte kann die Regierung auf einfache Art verhindern. Das Problem liegt viel mehr in der Ermittlung der Höhe der Externen Effekte als in der optimalen Regulierung der gehandelten Mengen. Es ist schwierig bis unmöglich, die durch einen externen Effekt verursachten Kosten genau zu messen. Niemand kann verlässlich sagen, wie hoch der gesellschaftliche Schaden ist, der entsteht, wenn ein Liter Benzin verbrannt wird. Wenn man diese Information aber besitzt, ist es einfach, die negativen Folgen eines externen Effekts in den Griff zu bekommen.
Die Idee, wie die aus gesellschaftlicher Sicht optimale Menge am Markt erreicht werden kann, ist so überzeugend wie simpel. Mit Hilfe einer Steuer exakt in Höhe des sozialen Schadens (nach ihrem Erfinder "Pigou-Steuer" genannt) wird dafür gesorgt, dass die Marktteilnehmer die sozialen Kosten als private Kosten in ihre Entscheidungen einbeziehen. Diesen Vorgang nennt man "Internalisierung" von externen Effekten.
Im Taschenbeispiel müsste man eine Tasche also mit einer Steuern von 7 Euro belegen - selbstverständlich nur solche, die aus echtem Krokodilleder gefertigt werden. Dabei spielt es keine Rolle, wen man die Steuer zahlen lässt. Da es erhebungstechnisch einfacher ist, die Hersteller die Steuer abführen zu lassen, wollen wir im Folgenden diesen Fall untersuchen.
Unser Taschenproduzent hat weiterhin Herstellungskosten in Höhe von 20 Euro je Tasche. Sein Reservationspreis steigt jetzt aber auf 27 Euro, denn für jede Tasche muss er ja zusätzlich noch 7 Euro Steuer abführen. Mit der besagten Kundin und deren Zahlungsbereitschaft von 30 Euro wird weiterhin ein Geschäft zustande kommen. Dieses Geschäft hatten wir auch als gesellschaftlich sinnvoll einstufen können. Die Zahlungsbereitschaft des oben betrachteten Herrn Schulze mit 25 Euro reicht nun allerdings nicht mehr aus, dass beide Marktparteien noch einen Vorteil aus dem Taschenkauf realisieren können. Sie liegt um den Betrag des gesellschaftlichen Nettoschadens (2 Euro) unter den Bruttokosten (Herstellungskosten plus Steuer) des Herstellers.
Positive Externe Effekte entstehen, wenn die Geschäfte der Marktteilnehmer mit Erträgen für Dritte verbunden sind. In diesem Fall ist die gehandelte Menge des Gutes, von dem der Effekt ausgeht, bei privaten Angebots- und Nachfrageentscheidungen zu gering. Der Staat sollte das Gut also nicht besteuern, sondern subventionieren.
Es ist nicht notwendig, ein neues Beispiel zu konstruieren, um die Wirkung eines positiven externen Effekts zu untersuchen. Wir müssen nur unterstellen, dass unsere oben erwähnte Expertenkommission in Sachen Krokodilbestand zu einem anderen Ergebnis kommt, nämlich dem, dass der Krokodilbestand eigentlich viel zu hoch sei und reduziert werden müsse. Wenn bei den derzeit herrschenden Taschenpreisen so wenig Taschen gehandelt werden, dass der Bestand an Krokodilen sogar noch wächst, wäre es - vollkommen analog zur oben angestellten Überlegung - sinnvoll, die Taschen zu subventionieren. Dies würde dazu führen, dass einige Geschäfte, die bisher nicht zu beiderseitigem Vorteil abgeschlossen werden konnten, zustande kämen. Die Höhe der Subvention muss dem Wert des positiven Externen Effektes entsprechen.